Die Welt der Weins
Alles Schöne (und Gute) der italienischen Roséweine
Ein unverzichtbarer Leitfaden darüber, was ein Rosé ist, wie er hergestellt wird und mit welchen Gerichten er sich kombinieren lässt
Zartrosa, kirschrot oder hellrosa, wie Zwiebelschale oder Pfirsich. Ein Roséwein kann unzählige verschiedene Farbtöne haben, ebenso wie Sorten und Aromen, die diese wunderbare rosa Reise entlang der italienischen Halbinsel prägen. Von Südtirol bis nach Apulien, über den Gardasee und die außergewöhnlichen Rosé-Schaumweine in klassischer Flaschengärung aus Trient, Franciacorta und Oltrepò Pavese – Roséwein zu trinken hat ein einziges Manko: Wenn man damit beginnt, will man kaum mehr zurück.
Und sagen Sie nicht, dass Roséwein vor allem etwas für Damen ist, denn das ist ein irreführendes Klischee, das seit Jahren überholt ist. Wie, dass das schöne Geschlecht keine zu vollmundigen Weine mag. Wie immer ist es eine Frage des Weines und des Geschmacks der Verkosterin bzw. des Verkosters und diese sind glücklicherweise geschlechtsunabhängig.
Wie Roséweine hergestellt werden
Die Farbe des Roséweines wird wie bei den Rotweinen durch die Mazeration der Beerenhaut im Most bestimmt, die wenige Stunden, aber auch bis zu zwei Tage dauern kann. Roséweine können durch das sog. Saignée-Verfahren hergestellt werden, bei dem eine gewisse Menge an Most aus dem Gärbehälter des Rotweines entnommen wird. Es gibt aber auch die sog. “Weine einer Nacht”, die in der Regel speziell und nicht mit einer roten Gärung hergestellt werden. Ihr Name leitet sich von der Zeit ab, in der der Most gärt, etwa acht Stunden, wie es bei dem Chiaretto Valtènesi del Garda der Fall ist. Ein Rosé darf also niemals aus der Mischung von Weiß- und Rotweinen hergestellt werden, abgesehen von Schaumweinen der klassischen Flaschengärung, bei denen der Cuvée sowohl einen Rosé- als auch verschnittene weiße und rote Grundweine enthalten kann.
Jedem sein eigener Rosé
Es hängt sehr davon ab, was Sie mögen, denn manche Roséweine sind elegant wie ein Seidentuch, andere dagegen kraftvoll wie ein Schlag von Mike Tyson. Unter den eleganten mit der leuchtenden zarten Rosafarbe und einer Himbeernote sind die Valtènesi aus der Provinz Brescia zu empfehlen, welche aus einer heimischen Rebsorte, der Groppello, hergestellt werden. Sie lassen sich in der Regel wunderbar mit Schalentieren, Gemüsegerichten und Frischkäse kombinieren. Von den zahlreichen Weingütern sollten Sie unbedingt das Costaripa des Önologen Mattia Vezzola besuchen, eines wahren Meisters der Gegend, der auch für Bellavista, das berühmte Weingut in Franciacorta, tätig ist.


Eine weitere Gegend, die Sie auf keinen Fall verpassen sollten, ist die Halbinsel Salento in Apulien, wo die Rebsorte Negroamaro den Weinen einen starken Charakter und eine mächtige Struktur verleiht. Diese Weine verwöhnen die Nase mit Mineralität und dem Duft kleiner Waldfrüchte (oft mit einer deutlichen Note schwarzer Johannisbeeren) und den Gaumen mit einer angenehmen Säuerlichkeit und Struktur. Diese Eigenschaften erlauben nicht ganz selbstverständliche Kombinationen, nicht zuletzt mit weißem Fleisch.
Bei den Schaumweinen ist eindeutig die Pinot Nero die Meisterin der Rebsorten, die einen Cuvée in seiner Struktur und Temperament charakterisiert wie bei dem Cruasé (eine Bezeichnung aus den Wörtern „Cru“ wie Weingebiet und Rosé), einer lombardischen Kollektivmarke, dem Aushängeschild für Schaumweine aus dem Oltrepò Pavese, die in klassischer Flaschengärung hergestellt werden. Je nachdem wie lang dieser Wein mit Hefe in Berührung ist, eignet er sich ausgezeichnet für einen Aperitif oder intensivere Gerichte wie den herbstlichen Eintopf Cassoeula oder das Frittierte nach Piemontesischer Art im Sommer. Ein Lob gebührt dem Weingut Tenuta Mazzolino, das einen definitiv interessanten Cruasé bietet.

Am Tisch lassen sich Roséweine hervorragend mit jedem Gericht kombinieren.
Bei den klassischen stillen Roséweinen siegen als Begleiter eine Focaccia, eine Gemüse-Frittata, eine salzige Torte oder aber eine Pizza.
Und was ist mit den Schaumweinen? Diese passen zu allen Gerichten auf der Grundlage von Frittiertem. Hier unsere schmackhaftesten Vorschläge: die köstlichen Mailänder Frikadellen Mondeghili, aber auch – um in Mailand zu bleiben – die panierten Steinpilze alla milanese und ein cremiges, unwiderstehliches Gericht wie die Gnocchi al Gorgonzola.