Italienischer Geschmack
Der Duft der Zitronen, der wahren Schätze der Sorrentinischen Halbinsel
Entdecken wir die Geschichte, die Geheimnisse des Anbaus und Ideen, um die symbolische Frucht Kampaniens zu feiern, die jedes Gericht noch köstlicher macht!
Es ist kein Zufall, dass Poeten schon immer Reime aus dem Duft von Zitronenenblüten und Zitronen bildeten: Nichts repräsentiert den italienischen Sommer mehr. Im Süden und insbesondere auf der Amalfiküste ist er in der Luft, den Desserts und dem unverzichtbaren Limoncello.
Wir reisen durch die ikonischen Orte der Zitronen, um die Frucht zu entdecken, die die heißeste Jahreszeit noch italienischer macht.
Wenn wir an Zitronen denken, kommen uns sofort zwei Gedanken in den Sinn: die Zitronen vom Garda-See, von denen wir bereits berichtet haben, und natürlich die Sorrentinische Halbinsel (und ihre berühmte Küste), wo die Tradition und die Liebe für diese Pflanze ihren Anfang hatten.
Die historischen Erinnerungen an die Zitronenhaine in dieser Gegend gehen auf den Durchzug der Araber zurück, die die Pflanze im Laufe ihrer Expansion von Spanien nach Sizilien und anschließend nach Kampanien brachten.

Eine Geschichte, die nach Meer duftet
Doch wieso wurde die Zitrone gerade in Kampanien so wichtig? Die Kampanier (und insbesondere die Einwohner von Amalfi) waren schon immer große Seefahrer. Seefahrten brachten jedoch Gefahren und Krankheiten mit sich. Eine der am meisten verbreiteten und tödlichen Krankheiten war der Skorbut, eine degenerative Erkrankung aufgrund eines Vitamin-C-Mangels, typisch für Menschen, die längere Zeiten fernab vom Festland verbrachten. Als die Seemänner herausfanden, dass Zitronen reich an Vitamin C waren, begannen sie, viele davon mit an Bord zu nehmen und sie intensiv anzubauen: sowohl aufgrund gesetzlicher Vorschriften (für die Seemänner mussten stets Vorräte vorhanden sein) als auch, weil die Nachfrage aus den nördlicheren Ländern stark anstieg.
Zitronen sind aber lange nicht alle gleich.
Das gelbe Gold der Sorrentinischen Halbinsel
Allein in Italien gibt es 11 sehr verbreitete Sorten und sie unterscheiden sich in Größe, Form, Schale und natürlich Verwendung: 4-Jahreszeiten-Zitrone, Zagara Bianca, Lunario, Verna… Allein die Sorrentinische Halbinsel verfügt über zwei Sorten mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.): die Zitrone von der Amalfiküste g.g.A. – auch bekannt als „Sfusato Amalfitano“ – und die Sorrent-Zitrone g.g.A., die in Italien auch „Limone di Massa“ und „Ovale di Sorrento“ genannt wird.
Die Zitrone von der Amalfiküste hat eine länglichere Form, eine besonders helle gelbe Farbe, einen intensiven Duft sowie Aroma, da sie reich an ätherischen Ölen und Terpenen ist (die den Limoncello so wunderbar machen), und ist die Zitrone mit dem höchsten Vitamin-C-Gehalt. Sie wird auf den berühmten Terrassen angebaut, die diese Gegend so malerisch machen und kann dank des milden Klimas mehrmals im Jahr geerntet werden. In der Küche schmeckt sie hervorragend: Da ihr Fruchtfleisch halbsüß und fast kernlos ist, wird sie in den Anbaugebieten oft als Salat serviert. Auf der Insel Procida im Golf von Neapel findet man diesen Salat überall, sodass Sie im Restaurant einfach bloß einen Insalata procidana bestellen können, den sie Ihnen ohne zu zögern auf den Tisch bringen.
Die Sorrent-Zitrone ist relativ groß und hat eine intensive gelbe Farbe sowie einen Saft mit hohem Säuregehalt. Sie wird sowohl frisch als auch im Aufguss für die Herstellung des berühmten Limoncello (und ebenso in allen Desserts auf der Grundlage von Zitrone wie dem Babà al limone und den berühmten Delizie al limone) verwendet.
Kampanier und Zitronen sind so stark verbunden, dass sogar der Anbau besonders ist, denn sie greifen heute noch auf antike Techniken zurück, welche den Zitronen besondere Eigenschaften verleihen: Die Pflanzen werden durch sog. Pagliarelle (Strohmatten, die mithilfe von Holzpfosten über die Pflanzen gestreckt werden) vor Wind, Kälte und Sonne geschützt, damit der Reifeprozess verzögert bzw. verlangsamt und die Früchte saftiger und einzigartiger werden.

Spaziergang durch die Zitronenhaine
Und wie man gänzlich in die Atmosphäre und den Duft der Zitronenhaine eintauchen kann? Indem man bequeme Schuhe anzieht und eine Wanderung auf dem Sentiero dei Limoni della Costiera amalfitana (zu Dt. Zitronenweg der Amalfiküste) macht, den viele für einen der zauberhaftesten Wanderwege Italiens halten.
Zu Beginn war diese Strecke nur die Verbindung zwischen den beiden Dörfern Minori e Maiori (denn die Alternative war über das Meer!) und anschließend, auch aus Gründen des Handels, wurde dieser kurze und recht einfache Weg (3 km in etwa zwei Stunden zu Fuß mit ein paar Treppen, aber sehr leicht und für alle geeignet), der durch die Sfusato-amalfitano-Haine führt und einen atemberaubenden Ausblick bietet.
Damit diese Erfahrung nicht nur die Augen, sondern auch andere Sinne verwöhnt, empfiehlt es sich, die Wanderung in der Zeit zu unternehmen, wenn die Zitronenbäume blühen und jeden, der diesen Weg einschlägt, mit herrlichem Duft umhüllen.
Auf der Sorrentinischen Halbinsel sind Zitronen mehr als nur Früchte: Sie sind Geschichte, Liebe und Tradition.
Und der beste Weg, sie zu erkunden, ist eine Reise durch die Aromen, die Geschichte und eine italienische Gegend mit einem einzigartigen Charme.