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Die Krippe: Geschichte, Tradition und kulinarische Symbolik
Die wichtigsten Lebensmittel des italienischen Alltags dürfen auch rund um die Krippe, eine der beliebtesten und verbreitetsten Familientraditionen Italiens, nicht fehlen
Wenn man Neapel besucht, kommt man an dem traditionellen Spaziergang bei der San Gregorio Armeno Kirche nicht vorbei – entlang der bekannten via dei Presepi (Krippenstraße), zwischen der via dei Tribunali und der alten Hauptstraße, der Spaccanapoli. Hier findet man die absurdesten Krippenfiguren, von Fußballspielern über Politiker, aber natürlich auch die traditionellen Hirtenjungen und alle anderen emsigen Figuren, die rund um die Krippe zwischen Schinken und Eierkörben ihre Arbeit verrichten.
Über die Jahrhunderte erfreuten sich Krippen weltweit großer Beliebtheit, weshalb es heute wirklich außergewöhnliche Sammlerstücke gibt, wie jene die im Bayrischen Nationalmuseum München ausgestellt sind. Dort gibt es mehr als 60 Krippen zu sehen, die zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert in Italien und anderen Ländern entstanden sind.

Die erste italienische Krippe
Die erste Krippe verdankt Italien dem Heiligen Franziskus von Assisi, der 1223 zum ersten Mal die Geburt Christi nachstellen wollte – in einem Wald und nur mit Ochs und Esel. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Ensemble rund um die Krippe kontinuierlich um Symbole und Charaktere erweitert: die ersten Krippen mit Figuren entstanden bereits 1283. Im Barock gewannen Krippen an Beliebtheit und Verbreitung, während sie in der Aufklärung einen schwereren Stand hatten. In dieser Zeit wurden Krippen in den Bauernhäusern versteckt und wurden so zu einem Symbol innerhalb der Familien – sie wurden immer größer und mit immer neuen Figuren wurden einfache Alltagsszenen nachgestellt.
Lebensmitteldarstellungen in der Krippe
Die neapolitanische Krippe ist, in Einklang mit dem Geist der Stadt, besonders reich an Lebensmitteldarstellungen und Symbolen.
Besonders häufig vertreten sind zweifellos Marktleute: der Fischverkäufer mit Körben und Netzen, der Bäcker mit einem Stand voller goldbrauner Brotlaibe, der Obstverkäufer, dessen Stand unter dem Gewicht von Obst und Gemüse ächzt, der Milchverkäufer etc.
Auch die Hirtenschar (die an Jesus als Hirten der Gläubigen erinnern soll) mit ihrer Herde aus Schafen und Lämmchen darf nicht fehlen.
Kohärenz ist in der Krippenzusammensetzung aber nicht so wichtig: man kann einbeziehen, was man möchte.

Während es in Betlehem vor 2000 Jahren ziemlich sicher eine Taverne gab (die Figur des Betrunkenen ist für die Krippe unverzichtbar, oft in Kombination mit seiner Frau, die ihn rügt) ist es eher unwahrscheinlich, dass auch Pizzabäcker anwesend waren und Konditoren in der Nähe der Krippe Panettone backten. Dennoch gehören diese Figuren zu den meistverkauften Krippenfiguren.
Mit der wachsenden Begeisterung für Kochsendungen in den letzten Jahren, haben auch berühmte Köche in besonders modernen Krippen ihren Platz gefunden und beobachten einen mit strenger Miene beim Zubereiten des Weihnachtsessens.
Auch wenn bei der Zusammenstellung der Familienkrippe nur der sentimentale Wert zählt, ist sie mit einer reichen und tiefgründigen Symbolik beladen – gerade was das Essen angeht.
Jede Figur steht für einen Monat des Jahres und wenn man aufmerksam hinschaut, entdeckt man den tieferen Sinn, eine kohärente Geschichte, die vom Fluss der Zeit, dem menschlichen Tun und den Zusammenspiel von Gut und Böse erzählt.
Die Zeit am Essen ablesen
Der Jänner wird durch den Metzger und den Wurstwarenhändler dargestellt, da genau in diesem Monat Schweine geschlachtet wurden, deren Fleisch dann für die Lagerung über das ganze Jahr vorbereitet wurde.
Der Eierverkäufer steht für den April: Eier stehen für die Wiedergeburt, die Rückkehr des Lebens im Frühling und das Osterfest, das fast immer im vierten Monat des Jahres gefeiert wird.
Der Sommer zeigt sich in dem Überfluss an Obst und Gemüse. Wenn es Ihnen komisch vorkommt, dass auch Wassermelonen dargestellt werden – sie sind bereits in der Bibel erwähnt.


Der Bäcker steht für den Juni und die Getreideernte, während der Winzer natürlich den Oktober, die Weinlese und den neuen Wein verkörpert.
Der Kastanienverkäufer repräsentiert den November und das nahende Weihnachtsfest. Der Dezember und Weihnachten werden durch den Fischverkäufer verkörpert, da das Symbol des Fisches seit den Tagen der frühen Christen für die Ankunft des Retters steht.
Ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind, stellt die Krippe als vollbeladener Tisch also unseren eigenen heimatliche Herd dar, die Familie, die guten Vorsätze die wir für das neue Jahr haben.
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