Es heißt, dass wir über den Geruchssinn am engsten und direktesten mit unseren Erinnerungen verbunden sind: bei mir ist das auf jeden Fall so, vor allem, wenn ich Apfelkrapfen rieche!
Das außergewöhnlichste an diesem Rezept ist für mich, dass meine Großmutter sie einfach so, als Überraschung, gebacken hat. Nicht nur sonntags, an Feiertagen oder Geburtstagen, sondern wann immer sie mir und meinen Cousins eine Freude machen wollte. Nach der Schule kamen wir alle, mehr oder weniger zur gleichen Zeit, bei ihr an und kaum hatten wir das Gebäude betreten wussten wir schon, dass sie Apfelkrapfen für uns gebacken hatte. Ab und zu haben wir uns auch bei Dorffesten welche gekauft, obwohl wir wussten, dass sie im Vergleich schlecht abschneiden würden: Großmutters Apfelkrapfen waren einfach unvergleichlich!
Sie nannte sie immer „Apfelwolken“, denn genau darin bestand ihr Trick: sie konnte unwahrscheinlich fluffige Apfelkrapfen zaubern. Wenn jemand danach fragte, wie sie es bloß schaffte sie so hinzubekommen, antwortete sie, dass die Geheimzutat glückliche Gedanken seien. Und ich glaube, dass da etwas Wahres dran war, denn meine Großmutter sang immer beim Backen. Obwohl vielleicht auch die Prise Hefe, die sie in den Teig gemischt hat, ein bisschen geholfen hat.
Sie verwendete, wenn sie sie kriegen konnte, am liebsten süße und leicht herbe Renette-Äpfel, die absolut perfekt zu Frittiertem passen. Bei Golden-Äpfeln, die einen Hauch süßer sind, nahm sie ein bisschen weniger Zucker. Ich konnte mich nie entscheiden, ob sie fast glühend heiß oder abgekühlt am besten schmecken, ich weiß nur, dass in meinen glücklisten Erinnerungen die „Apfelwolken“ meiner Großmutter eine große Rolle spielen.