Ich habe meiner Großmutter immer mit Bewunderung und voller Neugierde beim Kochen zugeschaut. Sie, die wie viele die großen Entbehrungen des Krieges erlebt hatte, verfügte über zwei Arten von Rezepten: „Festtagsgerichte“, die aufwendiger und üppiger waren, und „Gerichte für das echte Leben“, wie sie sie nannte.
Mehr als um reine Rezepte handelte es sich dabei um eine Möglichkeit, aus wenig viel zu machen, aus Resten Mahlzeiten und aus Knappheit Überfluss. Als ich sie also nach Mengenangaben und Zutaten fragte, antwortete sie mir: „Das ist kein Rezept, nur der Erfindungsreichtum der in der Not entsteht“. Für die Zubereitung des Brotkuchens habe ich also nie eine klare Anleitung bekommen, aber ich habe meiner Großmutter dutzende Male dabei zugeschaut und obwohl das Rezept jedes Mal anders war, habe ich es doch geschafft mir die wichtigsten Schritte einzuprägen.
Wie sie damals, sehe auch ich heute dieses Rezept als Gelegenheit, um Neues auszuprobieren und Brot und Milch ohne große Scheu all das hinzuzufügen, was die Speisekammer und der Kühlschrank zu bieten haben.
Ich kann mich erinnern, dass meine Großmutter oft Pinienkerne verwendet hat, aber alle Arten von Nüssen eignet sich perfekt, weil sie dem Gericht Struktur und einen köstlichen Geschmack verleihen. Die einzige Regel ist, dass es keine Regeln gib – ab und zu hab ich auch ein paar etwas abgestandene Kekse, die sich fürs Frühstück nicht mehr geeignet haben, zum Brot gegeben.