Pasticciotti wurden bei uns zuhause immer warm gegessen. Manchmal auch heiß, weil es einfach sehr schwer war, der Versuchung der kleinen frischgebackenen Mürbteig-Törtchen mehr als zwei Minuten zu widerstehen. Unsere Großmutter schimpfte uns dafür immer aus, besonders unseren Großvater, der immer der erste war, der sich auf das Tablett stürzte! Ich habe viel Zeit bei den beiden in Apulien verbracht.
Es lief mehr oder weniger so ab: In dem Moment, als Großmutter die Törtchen aus dem Ofen holte, stürmten wir in die Küche und sie erklärte, dass dies die letzten Pasticciotti seien, die sie je backen würden, dass es zu heiß sei, um den Ofen einzuschalten und dass wir uns am nächsten Sonntag mit welchen aus der Konditorei begnügen müssten. Ein bisschen, um sie aufzuziehen, aber ein bisschen auch aus Angst, dass sie ihre Drohungen wahrmachen könnte, riefen wir freitags den örtlichen Konditor an (oder bessergesagt unser Großvater rief an). Aber unsere Großmutter sagte ihm, sofort nachdem er das Telefonat begonnen hatte, immer er solle auflegen, da die Törtchen von dieser Konditorei mit ihren nicht mithalten könnten. Das behauptete sie allerdings von allen anderen auch und so kam ihr nie ein Pasticiotto, den sie nicht selbst gebacken hatte, ins Haus.
Am Samstag rührte sie dann eine große Menge Vanillecreme an, die genau die richtige Konsistenz haben musste, um dann im Ofen gebacken zu werden. Sie durfte nicht zu flüssig sein, da sie sonst den Mürbteig aufweichen würde, aber auch nicht zu fest, da die Törtchen sonst zu trocken werden.
Sonntagmorgens wachte sie auf (sie war immer schon vor Sonnenaufgang wach), bereitete den Mürbteig vor, ließ ihn mindestens eine Stunde im Kühlschrank ruhen und stach dann mit dem Teigausstecher (den sie von ihrer Mutter geerbt hatte) Kreise für die Pasticciotti aus. Ich habe ihr nur selten dabei zugesehen, da sie die Pasticciotti am liebsten Sonntagmorgens zubereitete. Aber ich werde nie vergessen, wie es war mit dem Duft der im Ofen backenden Pasticiotti in der Nase aufzuwachen! Ich sauste in die Küche, meine Großmutter wärmte die Milch auf und ab da zählte ich die Zweiter Gang, bevor ich mich auf meinen Pasticciotto stürzen durfte.