Die Tatsache, dass meine Großmutter aus der Toskana stammte, hat in meinem Leben vieles beeinflusst, vor allem wenn es ums Kochen geht. Unter anderem hat es bedeutet, dass ich mit handgemachten Cantucci aufgewachsen bin, während meine Altersgenossen sich mit gekauften Keksen zufriedengeben mussten.
Es ist nicht so, als dass ich zum Frühstück und zur Jause nur Großmutters Cantucci gegessen hätte, aber wenn ich bei ihr war, war es tatsächlich so.
Meistens backte sie eine ganze Menge davon und lagerte sie in einer großen Keramik-Keksdose. Sie wusste nämlich, dass die Kekse, in Anwesenheit ihrer Enkel und der Nachbarn, die regelmäßig auf einen Kaffee vorbeikamen, in nicht mal einer Woche aufgebraucht sein würden.
Da sie sie in regelmäßigen Abständen backte, waren die Kekse immer knusprig. Über die Jahre habe ich auch gelegentlich gekaufte Cantucci probiert, die aber sehr oft einfach nicht diese besondere Konsistenz hatten. An dieses „Knack“-Geräusch beim Abbeißen erinnere ich mich gut!
Wenn meine Großmutter begann Mehl, Zucker, Eier und Butter auf dem Küchentisch auszubreiten, hielt ich sofort Ausschau, in der Hoffnung, dass sich dazu auch Mandeln gesellen würden. Diese waren das Indiz dafür, dass eine neue Ladung Cantucci im Anmarsch war. „Nur gute, italienische Mandeln“, sagte meine Großmutter. Sie kaufte sie lose am Markt und ich habe sie nie mit einer Packung aus dem Supermarkt, geschweige denn importierten Mandeln gesehen. „Wenn die Mandeln nicht gut sind, ist es besser die Cantucci erst gar nicht zu backen“. Und damit hatte sie recht.
Sobald sie alle Zutaten vermengt hatte, formte meine Großmutter den Teig zu einer Rolle, die sie dann im Ofen backte, bis sie goldbraun war.
Dann folgte mein Lieblingsmoment: Meine Großmutter holte die Teigrolle aus dem Ofen und markierte mit einem Messer die Stellen, wo ich die Cantucci abschneiden durfte. Danach gab sie das Blech mit den, von mir mit großem Enthusiasmus zugeschnittenen, Kekscheiben noch einmal in den Ofen, wo sie sich in 5 Minuten in meine Lieblingskekse verwandelten.