Schmeckt wie Zuhause
Von Italien nach Brighton und zurück
Was ich auf meiner ersten Reise als Jugendliche ins Ausland mitgenommen und was ich über die englische Küche gelernt habe. Denn Essen bringt immer Magie und Staunen mit sich
Handgepäck, Koffer, Rucksack: Etwas habe ich zuhause immer zur Hand, das darauf wartet, je nach Bedarf und Reiseziel genutzt zu werden – natürlich, denn Reisen hat eine große Bedeutung in meinem Leben eingenommen, es ist Sauerstoff für mein Gehirn und Körper.
Ich habe unzählige Erinnerungen an meine Reisen durch die Welt, in denen ich in meinen sesshaften Momenten schwelge: die erste Reise nach Rom, nach Japan, Indien oder in die Vereinigten Staaten. Die erste Reise mit dem Flugzeug, die erste mit dem Fahrrad… Doch ganz oben auf meiner Liste bleibt meine erste Reise allein, die mir nach so vielen Jahren immer noch ein vertrautes, süßes Lächeln auf das Gesicht zaubert.
Reiseziel? Wie es zu meiner Gymnasialzeit für einen Sprachurlaub üblich war: Brighton. Es ist schon erstaunlich, wie das Kochen schon bei dieser ersten Erfahrung weit weg von Zuhause eine so große Rolle bei dem Aufbau einer Beziehung mit meiner Gastfamilie spielte!
Damit ich mich wohl fühle, erzählte mir meine host mom am ersten Abend von ihrer Leidenschaft für Italien, Spaghetti mit frischen Tomaten und Lasagne alla bolognese. Sie war sehr traurig, dass sie sie nicht kochen konnte. Ein Problem? Selbstverständlich nicht, denn ich war schon 15 Jahre alt und das Kochen mein Lieblingshobby! Und so verbrachte ich einen Monat lang tolle Nachmittage zwischen Märkten, Supermärkten und Öfen und muss zugeben, dass ich mit meiner ersten Schülerin sehr zufrieden war!


Doch auch ich lernte etwas Großartiges von ihr: die Zubereitung eines herzhaften Frühstücks, das in Italien nicht besonders verbreitet war, in das ich mich aber sofort buchstäblich verliebte. Und noch heute genieße ich morgens ein herzhaftes Frühstück.
Rühreier, Spiegeleier – für mich rigoros sunny side up –, Bacon, Baked beans und gegrillte Tomaten sind seitdem fester Bestandteil meines täglichen Menüs. Und als mir Anne auch die Geheimnisse ihrer herrlichen Tramezzini für den Nachmittagstee enthüllte, war ich so stolz!
Als ich wieder zuhause war, war meine Mama schockiert, denn für sie gab es nur Cappuccino und Brioche oder höchstens eine Apfeltorte auf dem Frühstückstisch. Ich passte aber meine englischen Rezepte an den Geschmack meiner Brüder an, die italienischer hätten nicht sein können, und entwickelte Rezepte mit Eiern, Toast, Schinken und Fontina oder Focaccia mit hausgemachter Erdnussbutter: Meine Mama fand sich damit ab, schließlich war ich die Köchin!
Und was alle überzeugt hat, sogar sie? Pizza zum Frühstück! Alles schmeckt ganz gut, doch die italienische Essenz gewinnt immer!