Schmeckt wie Zuhause
Weihnachten ist… gemeinsam kochen
Weihnachten bedeutet in Italien Zeit mit der Familie. Und meine Familie ist ziemlich groß: ich habe drei Brüder, acht Neffen und Nichten, die ebenfalls schon Kinder haben. Wir leben alle am gleichen Ort, um einen großen Hof verteilt. Das bedeutet, dass ich zu Weihnachten mein ganzes Küchenregiment zusammenrufen und meine jungen Rekruten in meine gastronomischen Traditionen einweisen kann.
In der Küche ist das Lernen durch Nachahmung extrem wichtig, beziehungsweise handelt es sich dabei um die Art und Weise, wie Menschen für Jahrhunderte ihre traditionellen Rezepte weitergegeben haben. Dazu gehören bei mir Ravioli und Vitello Tonnato. Diese beiden Gerichte waren bei uns immer Teil des Weihnachtsmenüs, schon als Kind half ich meiner Großmutter dabei sie zuzubereiten.
Es ist schön, sich in der Küche einzufinden, die Aufgaben nach Alter zu verteilen und gemeinsam zu kochen.


Die kleinen Schlitzohren helfen schon mit – sie vermischen mit kleinen Händchen die Raviolifüllung, die ihre Mutter vorbereitet hat, und können selbst kosten und herausfinden, ob sie nur mit Mortadella oder mit dem Zusatz von Prosciutto besser schmeckt (Spoiler: Prosciutto kommt bei mir nicht in die Ravioli). Oma Mariuccia, die Matriarchin der Familie, ist damit beauftragt die Füllung zu probieren und sicherzustellen, dass sie genau die richtige Menge an Salz und Parmesan enthält. Die Größeren widmen sich dann den Ravioli, rollen den Nudelteig aus und füllen ihn. In meiner Familie versuchen wir immer den Teig so dünn wie möglich hinzubekommen, damit die Füllung optimal zur Geltung kommt.
Bis zu diesem Punkt arbeiten wir alle zusammen, wie am Fließband, wo jeder seine Aufgabe zu erfüllen hat. Wenn es aber um die Sauce für das Vitello Tonnato geht, lasse ich mir nicht hineinpfuschen – die ehrenvolle Aufgabe ihrer Zubereitung ist nur mir vorbehalten. Für mich ist die wichtigste Zutat beim Kochen Liebe – und damit geize ich nicht, auch nicht bei Vitello Tonnato, einem meiner Lieblinge der traditionellen italienischen Küche. Das richtige Verhältnis zwischen Tunfisch, Sardellen und Kapern ist von großer Wichtigkeit: nur wenn man immer wieder probiert, kann man den richtigen Geschmack erzielen. Ich mag die Sauce am liebsten, wenn sie eher dicht und nicht zu flüssig ist: sie wird neben und nicht auf dem qualitativ hochwertigen Fleisch serviert, um seinen Geschmack nicht zu überlagern.
Das schönste am gemeinsam kochen? Zwischen dem Ausrollen der Nudelblätter und dem Füllen der Ravioli kommt man aus dem Lachen und Plaudern nicht mehr heraus. Und aus der Küche wird ein Treffpunkt für alle Generationen der Familie.